Hauptgebiete
 
 

Klassische Sammlungen

Hierbei handelt es sich um Hauptgebiete innerhalb der Württemberg-Philatelie, die seit jeher unter den Sammlern sehr beliebt sind.

 
 

Die Vorphilatelie

Einschreibebrief Heilbronn (württembergische Landespost) mit Direktaustausch über Kehl (Thurn + Taxis), Straßburg über Paris nach Blois vom 29. November 1809. In Heilbronn wurde der Brief mit dem Rötelkreuz als Kennzeichen für Einschreiben, sowie den Stempeln "CHARGÉ" und "PP" (d.h. Gebühr bezahlt) in Schwarz versehen. Nach dem Postvertrag musste der Absender für Einschreiben die doppelte Taxe bezahlen, die auf der Rückseite vom Postmeister aufgeschlüsselt wurde. In Kehl wurde der Einschreibebrief in Rot auf der Rückseite "PASSE PAR KEHL" und vorderseitig "CHARGÉ" und "P.PAYÉ.D." gestempelt. Rückseitig trägt der Brief den Eingangsvermerk: 7.Xbre (Dezember) 09.
Einschreibebrief Heilbronn (württembergische Landespost) mit Direktaustausch über Kehl (Thurn + Taxis), Straßburg über Paris nach Blois vom 29. November 1809. In Heilbronn wurde der Brief mit dem Rötelkreuz als Kennzeichen für Einschreiben, sowie den Stempeln "CHARGÉ" und "PP" (d.h. Gebühr bezahlt) in Schwarz versehen. Nach dem Postvertrag musste der Absender für Einschreiben die doppelte Taxe bezahlen, die auf der Rückseite vom Postmeister aufgeschlüsselt wurde. In Kehl wurde der Einschreibebrief in Rot auf der Rückseite "PASSE PAR KEHL" und vorderseitig "CHARGÉ" und "P.PAYÉ.D." gestempelt. Rückseitig trägt der Brief den Eingangsvermerk: 7.Xbre (Dezember) 09.

Die Vorphilatelie beschäftigt sich mit dem Zeitraum vor der Einführung der ersten Briefmarken. Im Königreich Württemberg endet diese Zeit am 15. Oktober 1851. Gesammelt werden also, vereinfacht gesagt, nicht Briefmarken, sondern Briefe. Der Sammler, der eine Vorphila-Sammlung aufbaut, kann dies aus ganz unterschiedlichen Motiven und Interessenlagen tun. Wer die Anfänge des schriftlichen Kommunikationswesens erforschen will, untersucht Botenbriefe und Briefe, die durch reisende Metzger befördert wurden (Metzgerpost). Die frühe Reichspost stand unter der Regie der Fürsten von Thurn und Taxis, denen zeitweilig auch das Postwesen in Württemberg übertragen war; allein dieses Sammelgebiet  ist ungemein vielfältig (Postscheine, Stempel). Speziell in der klassischen Periode der Vorphilatelie (erste Hälfte des 19. Jahrhunderts) entstand das moderne Postwesen, dessen Organisationsformen ihren Niederschlag in den Stempeln und handschriftlichen Vermerken der Briefe gefunden haben (Taxvermerke, Laufwege, Vermerke über besondere Versendungsformen wie Chargé-Briefe). Besonders viele Sammler interessieren sich für die vielfältigen vorphilatelistischen Poststempel, darunter eindrucksvolle Exemplare, die auch in blauer oder roter Farbe abgeschlagen wurden. Komplette Briefe von königlichen Beamten oder Privatleuten (darunter Adelskorrespondenz) stellen wertvolle, häufig ästhetische ansprechende Zeitdokumente dar. Im Umkreis der Universität Tübingen stößt man immer wieder auf sammelwürdige Gelehrtenkorrespondenz.

Literatur: Rundbriefe der ArGe Württemberg Ansprechpartner: Axel Schramek

 

Marken der Kreuzerzeit

Die ersten Briefmarken im Königreich Württemberg erschienen am 15.10.1851. Die Nennwerte dieser einfachen Ziffernserie waren 1, 3, 6, 9 und 18 Kreuzer (1. Ausgabe, Mi.Nr. 1-5). Die Marken mußten mit der Hand aus dem Bogen geschnitten werden. 

1857 kam die erste der insgesamt sieben Wappenausgaben an die Schalter. Da die Marken sehr eng im Bogen standen, haben sich kaum Exemplare ohne Schnittfehler erhalten. Die Wappenmarken, von der dritten Ausgabe an gezähnt oder durchstochen, zählen zu den ästhetisch gelungensten klassischen Markenausgaben. Die letzte Wappenmarke war die heute ebenso begehrte wie teure 70 Kreuzer-Marke des Jahres 1868 (Mi.Nr. 42), die nur am Schalter von den Postbeamten verklebt werden durfte.

Bis zur Währungsumstellung am 1. Juli 1875 wurden insgesamt 43 unterschiedliche Kreuzermarken an den Postschaltern verkauft. Spezialsammler unterscheiden diverse Farben und Papiere sowie die für die 1. Ausgabe charakteristischen Typen.

Trotz oder gerade wegen ihrer Schlichtheit üben die ersten württembergischen Freimarken zumal auf Brief auf den heutigen Sammler einen besonderen Reiz aus.  

Freimarken der Kreuzerzeit
Freimarken der Kreuzerzeit
 

Literatur: Michel Individual-Katalog der ArGe-Württemberg e. V.  
Ansprechpartner: Gabriel Böck, Thomas Heinrich, Klaus Irtenkauf.

Freimarken der Pfennigzeit

Im Zuge der Währungsreform (Umstellung von Gulden auf Mark) wurden am 1. Juli 1875 neue Marken in Pfennigwährung ausgegeben, die für die gewöhnliche Privatpost zu verwenden waren. Für den Postverkehr der Gemeindebehörden standen von diesem Zeitpunkt an eigene Dienstmarken zur Verfügung. Zum 1. April 1881 wurden auch Dienstmarken für Staatsbehörden eingeführt. Am 1. April 1902 verzichtete die württembergische Post aus Kostengründen – unter Wahrung ihrer Posthoheit – auf die Ausgabe eigener Freimarken zugunsten der Freimarken des Deutschen Reiches (Germaniamarken). Zu diesem Zeitpunkt waren 19 Freimarken erschienen (Mi.-Nr. 44 - 62), darunter der Höchstwert von 5 Mark (Mi.Nr. 54), der auf Brief extrem selten ist.

Auslandsbrief von Alpirsbach nach Bern. Mischfrankaturen von Mi.-Nr. 55 auf Ganzsache sind selten zu finden.
Auslandsbrief von Alpirsbach nach Bern. Mischfrankaturen von Mi.-Nr. 55 auf Ganzsache sind selten zu finden.

Literatur: Michel Individual-Katalog der ArGe-Württemberg e. V.
Ansprechpartner: Thomas Heinrich, Marc Klinkhammer, Hartmut Winkler

Bezirksdienstmarken

Die Währungsumstellung zum 1. Juli 1875 nahm die württembergische Post zum Anlaß, die komplizierte Barverrechnung der Dienstpost der Gemeindebehörden abzuschaffen und an ihrer Stelle Dienstmarken einzuführen. Diese waren zunächst nur innerhalb des jeweiligen Oberamtsbezirks (daher Bezirksmarken) gültig, erst seit 1892 in ganz Württemberg. An Adressaten außerhalb Württembergs waren sie nicht zulässig. Das 100-jährige Jubiläum des Königsreichs 1906 und die 25-jährige Regentschaft König Wilhelms II. 1916 wurden mit eigenen, von vielen Sammlern gesuchten Sonder-Dienstmarken gewürdigt. Besonders gefragt ist die am 19. März 1920 an die Schalter gelangte sogenannte Abschiedsausgabe, die ästhetisch gelungenen „Hirsche-Marken“, die nur wenige Tage gültig waren (Mi.Nr. 144-149). Echt gelaufen auf Brief sind sie nicht gerade häufig. Am 1. April 1920 verzichtete Württemberg zugunsten des Deutschen Reiches auf das Postrecht. Die Bezirksdienstmarken, die jetzt weiter in Württemberg ausgegeben wurden, darunter auch die Überdruckmarken der Hochinflation, sind formal Reichsdienstmarken, werden aber traditionell bei Württemberg katalogisiert (Mi.Nr. 150-188, Ausnahme: Mi.Nr. D 52-56).

Wertbrief von Hermaringen nach Heidenheim, frankiert mit Marken der Abschiedsserie „Hirsche“. Die 75 Pfg.-Marke weist den Plattenfehler Einbuchtung rechts im Fuß der „7“ auf.
Wertbrief von Hermaringen nach Heidenheim, frankiert mit Marken der Abschiedsserie „Hirsche“. Die 75 Pfg.-Marke weist den Plattenfehler Einbuchtung rechts im Fuß der „7“ auf.

Literatur: Michel Individual-Katalog der ArGe-Württemberg e. V.
Ansprechpartner: Marc Klinkhammer, Hartmut Winkler

Staatsdienstmarken

Nachdem sich die am 1. Juli 1875 ausgegebenen Bezirksdienstmarken bewährt hatten, folgte am 1. April 1881 die Ausgabe von Dienstmarken für staatliche Behörden (Aufschrift „Amtlicher Verkehr“ oder „Staatsmarke“). Sie waren im gesamten Gebiet des Deutsch-Österreichischen Postvereins zulässig. Wie bei den Bezirksmarken gab es 1906 und 1916 Sonderausgaben, mit denen das 100-jährige Jubiläum des Königreichs und die 25-jährige Regentschaft König Wilhelms II. gefeiert wurde. Die gefragte Abschiedsserie (Städteansichten) kam am 25. März 1920 an die Schalter und war nur eine Woche gültig (Mi.Nr. 272-281). Echt gelaufen auf Brief sind insbesondere die höheren Werte extrem selten. Am 1. April 1920 verzichtete Württemberg zugunsten des Deutschen Reiches auf das Postrecht. Die danach erschienenen Staatsdienstmarken mit württembergischer Zeichnung sind Dienstmarken des Deutschen Reiches und auch dort katalogisiert (Mi.Nr. D 57-64). Sie wurden am 30. September 1923 ungültig.

Fernbrief von Esslingen nach Wasseralfingen mit Zustellungsurkunde, frankiert mit Mi.-Nr. 235 b.
Fernbrief von Esslingen nach Wasseralfingen mit Zustellungsurkunde, frankiert mit Mi.-Nr. 235 b.

Literatur: Michel Individual-Katalog der ArGe-Württemberg e. V.
Ansprechpartner: Marc Klinkhammer, Hartmut Winkler

 
 

Kontakt

Arbeitsgemeinschaft Württemberg e.V.

c/o Marc Klinkhammer
Hirschstraße 12
71254 Ditzingen